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„Täterarbeit ist Opferschutz“

Sascha Bisley liest beim SKM Dortmund e.V. aus seinem Buch „Zurück aus der Hölle“.

Larissa Jakobsmeyer (SKM), Sascha Bisley, Markus Brauckmann (Krisen- und Gewaltberater), Alwin Buddenkotte (Geschäftsführer SKM)

Es ist diese schonungslose Offentheit, mit der Sascha Bisley aus seinem Leben erzählt und mit der es ihm gelingt, von Anfang an eine emotionale Nähe zum Publikum aufzubauen. Auch wenn manche seiner Schilderungen nur schwer zu ertragen sind.

Der Autor Sascha Bisley verletzte im Alter von 19 Jahren im Gewalt- und Alkoholrausch einen Obdachlosen so schwer, dass dieser an den Spätfolgen starb. Heute gibt er im Auftrag von Jugendämtern Kurse zur Gewaltprävention in Schulen und Gefängnissen. Damit den Jugendlichen von heute ein Eintritt in die Spirale aus Gewalt und Hass erspart bleibt, in die er selbst als Kind geraten war. An diesem Mittwochabend liest er im Rahmen der Reihe „Zeit für Kultur“ im großen Saal des Katholischen Centrums aus seinem Buch „Zurück aus der Hölle“, in dem er seinen Weg „Vom Gewalttäter zum Sozialarbeiter“ beschreibt.

Mit einem Hinweis auf das Angebot des SKM zur Krisen- und Gewaltberatung für Männer „Echte Männer reden“ eröffnete SKM-Geschäftsführer Alwin Buddenkotte die Veranstaltung. Gute Präventionsarbeit sei enorm wichtig, da gute Täterarbeit zugleich Opferschutz sei. Eine Aussage, die Sascha Bisley aus seiner eigenen Biografie nur bestätigen kann.

Im Laufe der Lesung im vollen Saal erfahren die Zuhörenden viel über den Menschen Sascha Bisley. Darüber, wie er als Kind eine ihm ausgesprochen bedrohlich erscheinende Perspektivlosigkeit und Sinnleere erlebte. Diese Unerträglichkeit, nicht zu wissen, warum er eigentlich auf der Welt ist, ließ ihn im Alter von nur 13 Jahren einen Selbstmordversuch unternehmen, der glücklicherweise fehlschlug. Schon hier fällt das Zuhören dem einen oder der anderen schwer. Offen berichtet Bisley aus seiner Kindheit und zeigt auf, warum das Anwenden von Gewalt gegenüber den Kleinen und Schwachen in ihm ein Gefühl der Überlegenheit erzeugte, das ihm plötzlich so etwas wie einen Sinn im Leben gab. „Ich fühlte mich gut dabei“, sagt er, „ich fühlte mich gut, obwohl ich wusste, dass es falsch war, weil es ohne Folgen für mich blieb.“

Gedanken des Selbsthasses und der Schuld prägen dann seine Zeit im Gefängnis. Auch hier gelingt es Durch Bisleys offene Schilderungen spürt das Publikum, wie der „Knast“ den Menschen Sascha Bisley langsam verändert. Ohne die Zeit im Gefängnis, sagt er später selbst, wüsste er nicht, ob es ihm gelungen wäre, den richtigen Weg einzuschlagen.

Heute arbeitet Bisley neben seiner Tätigkeit als Autor als Sozialberater, um genau den Jugendlichen zu helfen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden, wie er damals. Seit gut fünf Jahren spricht er in Schulen und Gefängnissen und gibt Kurse zur Gewaltprävention. Ein Schlüsselereignis, das ihn, wie er sagt, die Augen geöffnet habe, sei die Vergebung des Obdachlosen im Gerichtssaal gewesen. Eben dieser Obdachlose, den er im Gewaltrausch so schwer verletzt hat, dass dieser an den Spätfolgen starb. Durch diese Vergebung hat Bisley die vielleicht wichtigste Lektion seines Lebens gelernt:
Nicht Hass, sondern Liebe ist der Weg zu einem erfüllten Leben.

Information:

Die Autorenlesung ist die Auftaktveranstaltung zur neuen Reihe „Zeit für Kultur“, die der SKM Dortmund e.V. zukünftig in regelmäßigen Abständen anbieten möchte. Der nächste Termin ist der 16. September 2020.